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Geschäftsführender Gesellschafter

Ich weiß nicht, wie Du das machst, aber je dramatischer die Newslage, desto mehr muss ich auf meinen Umgang damit achten. Geschehnisse --- wie aktuell in der Ukraine --- laden nicht nur zum Doomscrolling ein; Sie machen auch die Social Feeds unfassbar anstrengend.

Die Tweets und Nachrichten werden emotionaler und jeder Newshappen heizt die Retweet-Spirale an. In unserem inneren Drang unsere Unsicherheit, was jetzt passiert, zu befriedigen, kriegen wir immer mit immer höherer Frequenz immer mehr News und Newshäppchen um die Ohren.

Mein Kopf kommt da nicht mehr mit. Vielleicht bin ich zu alt dafür. Vor allem aber bin ich nicht mehr bereit, mich dem hinzugeben. Denn: Ein intensivere Nachrichtenlast hat keinen Benefit für mich. Mehr Nachrichten erhöhen mein emotionales Involvement und sie machen mich handlungsunfähig. Dabei ist es gerade das, was eine Krise von mir erfordert: Handlungsfähigkeit.

Deswegen hier meine Krisenregeln, die ich mir angewöhnt habe, wenn es eine Krise in der Welt gibt:

  1. Social Media Sperre: Ich meide Social Media komplett. Twitter, Instagram, TikTok, Facebook. Ja, auch LinkedIn. All das nicht öffnen. Vor allem nicht auf dem Telefon.

  2. Nachrichtenzeit: Zeiten setzen für maximalen Nachrichtenkonsum. Nicht nur Uhrzeiten, sondern vor allem auch ein zeitliches Limit.

  3. Nachrichtenqualität: Je schlimmer die Krise, desto wichtiger ist guter Journalismus. Und weil es verschiedene Perspektiven gibt: FAZ und taz, also verschiedene Blickwinkel und Einschätzungen berücksichtigen.

  4. No Comment: Dazu gehört auch: Nie, nie, niemals Kommentarspalten lesen und auf Social Media nur sehr zurückhaltend. Menschen, Bots und Propaganda-Armeen posten dort unfassbar viel Grütze (und Speaking in SEO-Terms: Thin Content).

  5. Nachrichtenvielfalt: Weniger Google News, mehr Startseite: Mehr direkte Nutzung der Startseiten von tagesschau.de, dw.com, spiegel.de, zeit.de, sueddeutsche.de.

  6. Journalismus first. Social second: Immer(!), bevor ich doch einen Social-Kanal öffne, vorher einmal mindestens zwei seriöse journalistische Quellen lesen.

  7. Hintergründe nach vorne ziehen: Nicht nach News suchen, sondern nach Hintergründen. Im Geschrei der Lage sind auch die seriösen Medien häufig mit Geschrei dabei. Die Schlagzeilen peppiger, die Eilmeldungen mehr, die Recherche etwas hinter der Veröffentlichung her. Das müssen wir berücksichtigen. Online-Journalismus lebt von der Krise.

  8. Fakten, Fakten, Fakten: Egal ob Social Media oder Journalismus: Faktenchecks sind extrem wichtig. Nichts(!) retweeten oder verbreiten, ohne einen eigenen Faktencheck. Egal(!), wie gut Du den Account kennst. Nur, wenn Du Dir absolut sicher sein kannst, dass die Fakten gecheckt sind, weiter verbreiten. Ich nutze beispielsweise das Verification-Plugin von @WeVerify intensiver.

  9. Schreiben, warten, lesen, posten: Wenn Du etwas weiter verbreitest, dann schreibe es und lass es mindestens eine halbe Stunde liegen. Lies es nochmal durch und überlege dann, ob Du mehr Emotionen rausnehmen solltest.

  10. Es passieren genau jetzt auch gute Dinge: Zum Einordnen der Krise und um nicht an der Krise zu verzweifeln, ist es wichtig, sich auch immer positive Nachrichten zu suchen. Tipp: Good News und Nur positive Nachrichten.

Immer, wenn ich merke, dass ich mich nicht an eine dieser Regeln halten kann: Handy aus. Spaziergang zum Kiosk. Zeitung kaufen. Kaffee machen und in Ruhe lesen. Es hat eine extrem reflektierende Wirkung eine Zeitung auf Papier zu lesen. Und es führt Dir nochmal vor Augen, dass auch in einer Krise die Zusammenfassung und Einordnung der Informationshappen durch Profis, Expertinnen und Experten wichtiger ist, als Dein Versuch, diese Einordnung selbst vorzunehmen.

Warum sind mir aber diese Regeln so wichtig?

Wir werden den ganzen Tag mit Informationen zugeballert. Schon ohne eine Krise. Wir müssen filtern, bewerten und validieren. Und vor allem müssen wir sortieren: Was können, wollen und sollen wir tun. Diese Filter und Validierungsaufwände sind in einer Krise bei der Nachrichtenflut nicht mehr leistbar.

Deswegen entschleunige ich bewusst meinen Nachrichtenkonsum. Ich bin nicht wichtig genug, dass ich irgendwas beeinflussen kann. Ich kann nur mit Reflexion die richtigen Entscheidungen treffen.

Und so reduziere ich meinen Nachrichten und Social Konsum auf 15 Minuten morgens und eine Stunde Abends. Und im Anschluss überlege ich mir, was ich konkret tun kann. Ich spreche mit Menschen, die sich auskennen. Mein Like und mein Retweet sind wohlfeil. Aber ein angebotenes Zimmer, eine Spende oder eine gut durchdachte Nachricht an Jemanden, der näher an der Entscheidung dran ist, ist vermutlich wirkmächtiger.

Es geht (wie so oft im Leben) um Fokus: Fokus auf die Dinge, die wirklich wichtig sind. Die Dinge, die Du konkret ändern oder beeinflussen kannst. Dich darauf zu konzentrieren und dort mehr Energie zu investieren. Damit erreichst Du mehr gutes in der Welt, als wenn Deine Energie durch News-Dauerkonsum absorbiert wird.

Hier ein paar Lesetipps der letzten Tage, die ich relevant finde:

Geschäftsführender Gesellschafter

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