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Geschäftsführender Gesellschafter

Letzte Woche machte ein Artikel von Edward Zitron die Runde: The man who killed Google Search.

Der Artikel ist aus mehreren Gründen spannend:

Polarisierendes Content Marketing:

Der Artikel drückt mehrere Knöpfe, die ihn lesbar, teilbar und erfolgreich machen:

  • David vs. Goliath: Google anzugreifen garantiert Klicks. Denn viele lesen gern Nachrichten über die Tools, die sie nutzen. Finden ihre Probleme mit diesen Tools bestätigt. Und die Sympathien sind gern bei den Kleinen. Eher bei Rocky, als bei Apollo Creed. Eine klassische Underdog-Geschichte.

  • Ad Hominem: Der Artikel greift Prabhakar Raghavan direkt an. Damit personalisiert der Artikel die Probleme, die viele mit der Google-Suche haben.

  • Storytelling: Der Artikel ist hervorragend geschrieben und macht Business-Theater zu einem Bond-Thriller (Okay. Nicht ganz. Aber Du siehst, was ich meine, wenn Du den Artikel liest)

Dazu ist die Seite schlicht und schnell. Man wird (abgesehen vom Newsletter-Banner) nicht belästigt, noch nicht mal von einem Cookie-Banner. Alles konzentriert sich auf den Content.

Insights in die Inner Workings bei Google

In den Kommentaren wird auf The Unaccountability Machine verwiesen. Das finde ich spannend. Denn als jemand, der sich noch in der Schule geschworen hat, nie in einer Firma mit mehr als 50 Mitarbeitern zu arbeiten, werden hier Vorurteile bestätigt. Machtkämpfe und Abteilungs-Incentives zerstören die Orientierung für das eigentlich Richtige. Der ganze BWL-Zirkus (BWL war Fokus meines Studiums) optimiert kurzfristig und erstickt die langfristige Perspektive.

Flache Argumentation

Der Artikel macht eine spannende Story und Perspektive auf.

Als ich die FTC-Dokumente durchgegangen bin, habe ich die E-Mails auch gelesen. Meine Wahrnehmung war aber eine andere: Ja, das Ads-Team hat um Hilfe bei Umsatzrückgang gefragt. Aus den Mails geht aber auch hervor, dass das Search-Team sich gewehrt hat. Eine klare Entscheidung „Macht die Suche schlechter, damit wir mehr Ads-Clicks bekommen", geht daraus nicht hervor.

Teilweise sind die Punkte auch nicht falsch. Aber alle Argumente sind schwache Indizien und dann zu einer schönen Story verknüpft. Wer das für bare Münze nimmt, macht einen großen Fehler.

Die Idee, dass Google als Antwort auf Code Yellow innerhalb kurzer Zeit ein Core-Update rausballert, das Spam promotet ist – hm – eine mutige argumentative Brücke. Und es ist nicht die Einzige.

Weitere Beispiele für dünne Argumentation:

  • Dass das March 2019 Core Update schlechte Seiten promotet hat, weil es frühere Verlierer befördert. Das ist mit jedem Update so. Man schaue sich in Sistrix einen beliebigen Verlierer eines aktuellen Updates an. Und man wird sehen, dass diese Domain auch bei anderen Core Updates gewonnen / verloren hat.

  • Das Gewinnen/Verlieren von Domains und die Connection zum Adspend / Anzahl Queries ist nicht sauber geführt. Edward führt an, dass Ads sich über geringeren Query-Zuwachs beklagt. Und sagt dann, dass das Core-Update deswegen eine Verschlechterung der SERPs zur Folge hatte. Das ergibt aber nur Sinn, wenn Google durch die Verschlechterung kurzfristig mehr Suchanfragen für Keywords generieren würde, für die es eine SEA-Einblendung gibt. Und die Frage, bei welchen Keywords Verbesserungen/Verschlechterungen existieren, wird überhaupt nicht andiskutiert.

Google wird dünnhäutig

Man ist das schon ein wenig von Danny Sullivan gewohnt. Wenn die Kritik scharf kommt, dann kann er nicht die Füße still halten. So auch hier. Google hat auf den Post geantwortet. Und wiederum einen Konter von Edward Zitron bekommen. Es gibt da so einen Spruch über getroffene Hunde, die bellen. Aber ich glaube es ist eher, dass Danny nicht leiden kann, wenn aus seiner Sicht Google ungerecht behandelt wird.

Empfehlung

Lies Dir den Artikel gern in einer ruhigen Minute/bei einem Glas Wein am Kaminfeuer (oder einem Kaltgetränk am Strand) mal durch. Aber: Mach das mit einer gesunden Distanz und mit der kritischen Grundhaltung, die bei solchen Stücken geboten ist.

Geschäftsführender Gesellschafter

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