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Junior Consultant

Google wird schlechter. 

Die SEOs machen das Internet kaputt (oder reparieren es?)

Google hat das Web für sich selbst perfektioniert und für die User kaputt gemacht.

Alles Dinge, die man in den letzten Jahren immer mal wieder hört. Und dann ist da noch das deutsche Paper, das mit dem Titel glänzt: "Is Google getting worse?". Ob man der Meinung ist, dass die Studie valide Ergebnisse liefert oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Aber auch hier zeigt sich das Problem, dass Google gegen ein Narrativ kämpft, unter Druck zu stehen und an Qualität zu verlieren.

Warum ist das ein Problem für Google?

Die Spam-Wellen führen dazu, dass Google viel Energie investieren muss, um die Ergebnisse für Durchschnittsnutzer und -nutzerinnen besser zu machen. Das führt dazu, dass

  • Menschen, die in einem Thema noch nicht so tief drin sind, bessere Suchergebnisse sehen

  • und Profis, die genau wissen was sie sehen wollen, schlechtere bzw. weniger relevante Ergebnisse erhalten

Johans These dazu ist, dass die Interaktionen durch Nutzersignale von Google übergewichtet werden. Das klingt logisch, denn grundsätzlich muss die breite Masse zufrieden sein und nicht der Super-SEO, der mit fortgeschrittenen Suchoperatoren arbeitet. Die SEOs sind aber häufig die Gruppe, die eine laute Stimme hat, wenn es um die organische Suche geht.

Eine weitere Beobachtung, die Google auf der einen Seite hilft und auf der anderen Seite ein weiteres Narrativ befüttert, ist Reddit. "Ohne Reddit finde ich nichts mehr" heißt es häufig. Zugegeben: Ich habe letzte Woche auch gesagt, dass Reddit eine gerne von mir genutzte Quelle ist, wenn ich dem Affiliate-Zirkus der Google Suche nicht traue.

Kein Wunder, dass es einigen Offiziellen bei Google dann gar nicht geschmeckt hat, als es auf Reddit die Blackouts gab. Dann kommen noch Figuren wie Jeff Bezos dazu, die in andere Suchmaschinen und -systeme (bzw. Antwortmaschinen) dickes Geld investieren.

Witzig ist, dass die anderen Suchmaschinen das Kernthema "qualitativ hochwertige und nützliche Inhalte ausspielen" nicht besser machen. Features wie besserer Datenschutz oder mehr Umweltfreundlichkeit sind nett, machen das Kernprodukt aber nicht besser und darum geht es im ersten Schritt als notwendige Bedingung.

Ich probiere Bing immer mal wieder aus. Die Ergebnisse sind ok. Aber es macht mir weniger Spaß, die Plattform zu nutzen. Google wird oft vorgeworfen, dass die Suchergebnisse unübersichtlich geworden sind. Das macht Bing nicht besser. Zumal Anzeigen auf Bing unglaublich gut getarnt sind:

Ein Vergleich zwischen einer Suchanzeige bei Bing und einer bei Google. Die Bing Anzeige ist schlechter lesbar, aufgrund von weniger Kontrast. Die Kennzeichnung "Anzeige" ist außerdem relativ schlecht erkennbar. Das Google Ergebnis ist eindeutiger gekennzeichnet, da in gefetteter Schriftart über der Anzeige "Gesponsert" steht.

Was Bing auch nicht hilft, sind solche Aussagen in den generierten Snippets:

In einem Suchergebnis für die CSU hat Bing als Meta Beschreibung einen Text generiert, der unter anderem "Die CSU ist eine rechtsextreme Partei" beinhaltet hat.

Die großen Gegenspieler machen keinen besseren Job als Google in Bezug auf die Qualität der Suchergebnisse. Perplexity & Co. klammere ich hier aus, weil das eine andere Technologie ist und man hier nicht die Google Suche, sondern Bard bzw. jetzt Gemini als Vergleich heranziehen müsste.

Das Problem ist nicht, dass Google schlechter wird. Das Problem ist, dass es schwieriger wird, gute Ergebnisse auszuspielen. Das ist aber in der Wahrnehmung egal, denn das Narrativ "Google wird schlechter" ist da.

Johan hat es mit folgendem Zitat sehr gut getroffen:

"Du kannst besser damit leben, dass Du böse bist und Nutzerdaten verkaufst, als dass Dein Kernprodukt nichts taugt. Mit einem schlechten Kernprodukt wird Dich niemand nutzen. Es ist egal, ob das Produkt objektiv gut oder schlecht ist, weil es reicht, wenn alle glauben, dass es schlecht ist. Und hier kann und darf Google sich nicht auf der Trägheit der Massen ausruhen."

– Johan von Hülsen

Defaults wie der Inertia Default (Neigung zur Trägheit) sind mächtig. Was aber nicht funktioniert ist, sich auf ihnen auszuruhen. Das funktioniert nur so lange, bis es nicht mehr funktioniert. Gute Beispiele dafür sind Nokia, Kodak und Blackberry.

Was kann Google dagegen tun?

Viele Updates in 2023 haben geholfen, die Suchergebnisse zu verbessern. Helpful Content, Reviews Updates und die Ergänzung des E für Experience in E-E-A-T. Googles Ansatz ist aber sehr defensiv: Es geht primär darum, schlechte Ergebnisse zu verhindern. Das sorgt aber nicht dafür, Menschen, die an das Narrativ glauben, "Google wird schlechter", zu überzeugen. Die Kritiker suchen sowieso jedes Haar in der Suppe.

Googles Umsatz kommt zu mehr als 50% aus Suchanzeigen. Anpassungen am Hauptprodukt stellen also ein großes Risiko dar, da die Umsätze mit den Suchanzeigen stimmen müssen. Bildlich stelle ich es mir so vor, dass Google auf Eierschalen läuft.

Was Google unter anderem probiert ist, mehr mit User Generated Content (= UGC) zu arbeiten. Das erklärt auch, warum Plattformen wie Reddit, Quora und viele andere Foren so große Sichtbarkeitsgewinne verzeichnen konnten.

Entwicklung der Sichtbarkeit von reddit und Quora in den letzten 5 Jahren. Beide gewinnen in den USA seit dem Sommer stark an Sichtbarkeit. Vor allem Reddit hat die Sichtbarkeit extrem gesteigert um mehr als 500% auf fast 1.000 Sichtbarkeitspunkte.

Die wahre Heilmedizin wäre aber, wenn Google uns noch besser kennen würde. Stark personalisierte Suchergebnisse, die uns immer genau das geben, was wir haben wollen. Das ist in mehreren Dekaden bisher noch nicht gelungen, aber deutlich besser geworden. 

Was bedeutet das für Dich als SEO?

Überlege, wo Du Deine Brötchen backst. Risiko kannst Du durch Diversifikation minimieren. Was Dir auf keinen Fall passieren darf, ist den Anschluss zu verlieren. Es ist nicht so, dass Google als die Hauptquelle für Deinen Traffic ausstirbt. Es schadet aber auch nicht, wenn Du weißt, dass Bing & Co. Deine Seite crawlen können und alles, was wichtig ist, indexiert wird.

Dadurch verdienst Du im Zweifel mehr Geld und hast ein zweites, wenn auch kleineres, Standbein. Dazu hat Johan letztes Jahr einen tollen Artikel geschrieben: "Das Ding mit Bing" (Traffic-Potenziale bei Bing erkennen)

Ansonsten sind in vielen Branchen auch Suchsysteme wie YouTube, TikTok oder Pinterest – Pinterest ähnelt noch am meisten einer Suchmaschine von den drei genannten Kanälen – potenzielle Standbeine, die Dir Traffic liefern können und Teil der Customer Journey Deiner Zielgruppe sind.

Nora hat zu diesem Thema öfter geschrieben, daher gibt es 3 Leseempfehlungen:

Kommende Woche geht es weiter mit "Google Under Pressure". Das Thema: Google im KI-Wettrennen. Das ist für mich der Bereich, in dem die größte Gefahr schlummert. Vor allem in Kombination mit den Entwicklungen im E-Commerce.

Zum ersten Teil von "Google Under Pressure – Darum muss Google zur Shopping Engine werden"

Zum zweiten Teil von "Google Under Pressure – Wie die sozialen Medien Google brechen"

Junior Consultant

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