Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht. Aber manchmal bekomme ich das Gefühl, dass uns als SEOs eingeredet wird (oder werden soll), unsere Bemühungen seien letztendlich eh egal. Immer wieder liest man, dass ein weiterer sicher geglaubter Baustein soliden SEOs eigentlich 'gar keinen Unterschied machen sollte'.
So unjüngst wieder geschehen in Form von John Mu, der auf eine Nachfrage im TechSEO Subreddit antwortete:
I'd always try to fix internal links, it just makes things cleaner, and is under your own control. I doubt it would have any visible effect though.
Gemeint sind dabei interne Links auf URLs, die weiterleiten. Prinzipiell stimmt er uns ja zu, weil er diese immer fixen würde, anstatt sie als Weiterleitung bestehen zu lassen. Die Motive und der Nachsatz sind dann doch etwas ernüchternd. Kontrolle und Sauberkeit geschenkt sagt er dann relativ unverblümt, dass er einen sichtbaren Unterschied mit oder ohne die Maßnahme bezweifelt.
Nun könnte man viel spekulieren, was sich für John als ein 'sichtbarer Unterschied' qualifiziert. Und nicht jedes seiner Worte gehört auf die Goldwaage. Doch die Paranoia in mir flammte Mal wieder auf, als ich auf den Artikel aufmerksam wurde. Geht er doch sehr stark dem entgegen, was ich (und ich möchte beinahe sagen wir) doch zum einen glauben zu wissen.
Zum anderen habe ich doch schon etliche Male in diversen Projekten gesehen, wie die Optimierung der internen Verlinkung zu sichtbaren Effekten geführt hat. So war zumindest der erste Gedanke, dann regte sich ein weiterer. Wie häufig habe ich denn schon lediglich die internen Links auf Weiterleitungen gefixt und die Auswirkungen isoliert beobachten können? Zugegebenermaßen war es doch meist ein Paket mit vielen unterschiedlichen Maßnahmen.
Das hat mir gezeigt, wie schnell man dazu neigt, eine Schlagzeile (fehl) zu interpretieren.
Im Gespräch mit dem Team haben wir das nochmal sachlich aufgedröselt:
Neue und alte URL werden von Google bei der Canonicalization zu einem Dokument gemacht. Also wird auch die Power von alter und neuer URL zusammengefasst. Durch die Verlinkung alter URLs an Stelle des Weiterleitungsziels stärken wir aber die alten URLs. Google wird also die alten URLs eher als Canonical ziehen. Das verursacht zumindest Auswertungsprobleme.
Durch die Verlinkung der Weiterleitungen ist Google auch gezwungen, immer wieder alte URLs zu crawlen. Das belastet das Crawl-Budget. Es schwächt aber theoretisch nicht die interne Verlinkung, weil sie beim Canonical-Element ankommt. Ist die Weiterleitung nicht performant, wird es die Ladezeiten (auch für User) beeinträchtigen. Einen konkreten Grund, warum es durch Weiterleitungen zu Mega-Problemen kommen sollte, wenn man kein Crawling- oder Ladezeitenproblem hat, ist theoretisch nicht herzuleiten.
In der Praxis ist aber immer wieder eine schlechtere Performance in solchen Fällen zu beobachten. Deswegen würde ich Dir empfehlen, interne Verlinkung auf Weiterleitungen, wo immer möglich, zu reparieren. John Mu hat ja auch ganz gute Gründe genannt ;) An dieser Stelle noch Shoutout an Sven, der mich auf den Artikel aufmerksam machte.